Erwin Rüddel MdB

„Der Wald braucht Förderung und Honorierung!“

Erwin Rüddel informierte sich bei der Forstverwaltung Conzelmann-Zillikens

Rheinbrohl. - „Deutschland ist Waldland. 32 Prozent der Fläche unseres Landes ist mit Wäldern bedeckt. Das ist gut so, denn der Wald ist Klimaschützer Nummer eins. Doch hat sich der Zustand unserer Wälder dramatisch verschlimmert. Dürrejahre, Stürme und Schädlinge wie der Borkenkäfer fordern ihren Tribut“, konstatierte der heimische CDU-Bundestagsabgeordnete Erwin Rüddel zu Beginn eines Informationsgesprächs über die Wald- und Holzsituation mit der Forstverwaltung Conzelmann-Zillikens in Rheinbrohl.

Der Parlamentarier bejahte die Aussage von Julia Klöckner, der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), dass der Wald der beste Mitkämpfer gegen den Klimawandel ist und die Land- und Forstwirtschaft die beiden einzigen Sektoren sind, die CO2 speichern können. Deshalb müssten auch diejenigen unterstützt werden, „die unseren Wald als maßgeblichen Klimaschützer erhalten, pflegen und bewirtschaften“.

Eine rasche und wirksame Hilfe und Unterstützung für Waldbesitzer sei nun unbedingt erforderlich. Dazu soll das vom BMEL initiierte, insgesamt 1,5 Milliarden Euro schwere Unterstützungsprogramm greifen, dessen Ziel eine schnelle, aber langfristig wirkende, effektive und unkomplizierte Hilfe für die betroffenen Waldbesitzer ist.

„Schließlich“, so Rüddel, „sind es die Waldbesitzer, die Verantwortung für ihre Wälder übernehmen, das Schadholz aufarbeiten, die Flächen für die Wiederbewaldung vorbereiten sowie neue, resiliente und standortangepasste Bäume pflanzen, säen oder die Naturverjüngung lenken – und somit die Wälder besser an den Klimawandel anpassen.“

Genau dies geschieht im Forst der Familie Conzelmann-Zillikens. Jedoch benannte Dipl. Ing. Agrar Franz Conzelmann vier Hauptprobleme zur Förderung der Forstwirtschaft und zur aktuellen Situation auf dem Holzmarkt. So dauere das Antrags- und Genehmigungsverfahren im Schnitt ein Jahr, im ungünstigsten Falle anderthalb Jahre, bis Hilfe da ist. „Dies bedeutet, dass der Waldbesitzer bis 1,5 Jahre für beispielsweise seine Aufarbeitungskosten in Vorleistung gehen muss“, so der Diplom-Ingenieur.

Bei dem sehr komplizierten Antragsverfahren seien insbesondere viele Kleinwaldbesitzer bei der Bearbeitung auf einen Privatwaldbetreuer oder das Forstamt angewiesen. Kritik gab es ferner zur Veröffentlichung der Förderrichtlinien, die komme im Jahresverlauf oftmals zu spät, wie zum Beispiel zur Wiederaufforstung im Juni, wenn die Frühjahrsaufforstungs-Pflanzarbeiten  in der Regel bereits durchgeführt sind.

„Das gesamte Risiko einer Neuaufforstung liegt beim Waldbesitzer. Für Neuaufforstungen sind nach zehn Jahren die Vor-Ort-Kontrollen angedacht, ob 60 Prozent der geförderten Pflanzen und die Verteilung da sind. Wildschäden, Mäuseschäden, Trockenheit oder Nass-Schneebruch und Toleranzen für höhere Gewalt finden keine Beachtung. Dies schreckt viele Waldbesitzer davor ab, Fördermittel zur Neuaufforstung zu beantragen. Letztendlich möchte auch der Waldbesitzer über Art und Anzahl seiner Baumarten eigenständig entscheiden“, betonte Franz Conzelmann.

Die Kernfrage bleibe jedoch, warum in Deutschland Land- und Forstbetriebe an Entschädigungs- und Fördertöpfen hängen und die Vielzahl von Kontrollen über sich ergehen lassen müssen, um betrieblich überleben zu können: „Ein top ausgebildeter Berufsstand unterschreibt bei Antragsstellung bereits die Strafandrohung!“

Der Forst-Verantwortliche nannte Vor-Ort-EU-Cross Compliance Kontrollen, Vor-Ort-Kontrollen des Vertragsnaturschutzes, Vor-Ort-Kontrollen der forstlichen Förderung, jährliche Laborkontrollen des Kreises von Brunnenwassereigenversorgung, jährliche Kontrollen der biologischen Kleinkläranlagen und akzeptable unangemeldete Kontrollen der Berufsgenossenschaften.

Ebenso erörtert wurde die aktuelle Situation auf dem Holzmarkt. „Auch durch Dürre und Borkenkäfer geschädigtes Holz hat seinen Wert“, unterstrich der Gastgeber, der Mitglied des Hauptverbandes landwirtschaftlicher Sachverständiger ist. Um den Wert zu erkennen, sei es nicht damit getan, den Einschlag zu erhöhen und „das Holz im Export zu verschleudern. Das Resultat einer solchen Öffnung der Abfuhrkanäle ist eine Rohstoffknappheit im eigenen Land, wie wir sie derzeit erleben.“

Jedoch obliege nicht jedem Waldbesitzer die Möglichkeit, markteigenständig seine Holzprodukte zu vermarkten bzw. das Rundholz in andere Vermarktungsformen zu bringen. Dies setze den Willen voraus, neue Wege zu gehen – angefangen von Technik- und Gebäudeinvestitionen bis hin zur Übernahme der Produkthaftpflicht. „Ansätze sind Energie- und Sägewerksgenossenschaften. Dies bedarf einer engen Zusammenarbeit mit der Politik sowie der politischen Unterstützung“, stellte Conzelmann heraus.

Die in Rheinbrohl ansässige Forstverwaltung ist stets auch selbst engagiert, Lösungen zu suchen und herbeizuführen. Das wurde überdies im Rahmen einer Waldbegehung auf einer Versuchsfläche durch die Baumart „Paulownia Tomentosa“, dem Blauglockenbaum, als einer der schnellwachsenden Baumarten der Welt, deutlich.

Dabei geht es um Erkenntnisse, welche Baumsorte in unserer Klimazone und an welchem Standort den Wachstumsvoraussetzungen am ehesten gerecht wird. „Zur Wiederaufforstung von Fichten-Borkenkäferflächen ist sie aufgrund ihrer Ansprüche eher ungeeignet, für den Anbau und die Aufwertung von beispielsweise Grünlandflächen im Freistand sowie in Agrofort-Kulturen ist der Blauglockenbaum hingegen sehr interessant“, hieß es.

Das Ahr-Hochwasser und dessen Folgen ließ auch die Forstverwaltung in Rheinbrohl unverzüglich aktiv werden. „Mit unserer Aktion ‚Sägeholz für die Ahr‘ sind wir ein Helfer im Hintergrund und nehmen erforderliche Bestellungen zur Hilfe an der Ahr entgegen. Das benötigte Bauholz wird dann in unserem Sägewerk hergestellt und von Hilfsspediteuren per Lkw bzw. von Landwirten mit Traktoren und Anhängern abgeholt. Mehrere Transporte sind bis jetzt erfolgt, mit Kanthölzern für Abstützungen, mit Bohlen sowie Brettern“, berichtete Familie Conzelmann.

„Das war ein sehr informativer Austausch, der einmal mehr gezeigt hat, wie wichtig ein gesunder Wald für unser Klima und generell für unser Leben ist. Die Gesundung des Waldes ist, mit besonderem Blick auf nachfolgende Generationen, eine wichtige Aufgabe, der wir uns stellen und die wir angehen müssen. Dabei sollten wir uns sehr verantwortlich der Klimaschutzleistung der Wälder bewusst sein“, bekräftigte Erwin Rüddel.


Im Bild: Zum „Waldgespräch“ eingeladen hatte die Forstverwaltung Conzelmann-Zillikens. Das Foto zeigt (v.li.) Ajete Conzelmann, Senior-Chefin Renate Conzelmann, geb. Zillikens, Dipl. Ing. Agrar Franz Conzelmann, CDU-Bundestagsabgeordneten Erwin Rüddel, CDU-Gemeindeverbandsvorsitzende Désirée Schwarz-Hofenbitzer und Reiner Sommer
(Foto: Reinhard Vanderfuhr / Büro Rüddel)