Erwin Rüddel MdB

Dramatische Pflegesituation und Energiekosten

Erwin Rüddel traf sich mit Vertretern des DRK-Krankenhauses Altenkirchen

Altenkirchen. - Dass es bei den Krankenhäusern derzeit an mehreren Stellen akut kriselt, so auf dem Pflege- und auf dem Energiekostensektor, bekam der heimische CDU-Bundestagsabgeordnete Erwin Rüddel bei einem Austausch im DRK-Krankenhaus der Kreisstadt Altenkirchen geschildert.

„Wir reden seit vielen Jahren über eine Krankenhausreform. Einer, der offen sagt, woran es wirklich krankt, ist der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann, dessen Ziel-Aussage, ‚dass der Wahnsinn aufhört, eine Krankenhaus-Struktur durch Wettbewerb zu ordnen‘, ich vollkommen unterstütze“, erklärte Rüddel.

Der Gesundheitspolitiker kritisiert, dass die aktuelle Krankenhauskommission zu stark mit Wissenschaftlern besetzt sei: „Länder und Kassen hätten genauso mit hineingehört, wie beispielsweise Vertreter von Krankenhausträgern aus ländlichen, strukturschwachen Regionen und andere Praktiker.“

Rüddel ist sich mit dem Gesundheitsminister aus NRW einig: „Eine internistische und chirurgische Grundversorgung sollte für alle innerhalb 20 Autominuten erreichbar sein; für spezielle Behandlungen müssten im Sinne besserer Qualität längere Wege in Kauf genommen werden.“ Dies würde für Rheinland-Pfalz bedeuten, dass bisherige Krankenhaus-Standorte erhalten bleiben müssten. Kleinere Häuser benötigten dafür Sicherstellungszuschläge.

Dass die Spezialisierung im Krankenhaus kommen wird, davon ist Kaufmännischer Direktor Jürgen Ecker überzeugt. Worüber er sich speziell in der andauernden Krisenzeit sorgt,  sind Personal- und Energiekostenprobleme. „Was unter anderem fehlt, sind Fachkräfte, auch auf dem Gebiet der EDV.“

Größtenteils sei man gut durch die Corona-Pandemie gekommen, die zweieinhalb Jahre hätten aber auch Spuren in der Mitarbeiterschaft hinterlassen. Wenn von denen 30 Prozent dadurch ausfielen, sei das kaum zu verkraften. Weitere Probleme ergäben sich durch eine übermäßige Bürokratie sowie eine dringend benötigte Digitalisierung: „Bei der Digitalisierung sehen wird uns mit katastrophalen EDV-Leitungen konfrontiert. Das Krankenhaus in Kirchen beispielsweise ist an Neuwied angebunden worden. Und aufgrund der Neubaupläne für Müschenbach wurden Einzelmaßnahmen in bestehenden Krankenhäusern nicht mehr gefördert.“

CDU-Gesundheitsexperte Rüddel kritisierte die Neubaupläne des Landes und forderte eine Bestandsgarantie für bestehende Krankenhäuser. Die für einen Neubau geplante Bettenzahl von 260 lasse schon nach nur wenigen Jahren keinen wirtschaftlichen Erfolg mehr erwarten: „Zudem möchte ich nochmals darauf hinweisen, dass, wenn der 120-Millionen-Neubau in Müschenbach realisiert wird, damit die Bundeszuschüsse für gut zwei Jahre verplant sind und somit kein anderes Krankenhaus in Rheinland-Pfalz mit diesen Fördermitteln unterstützt werden kann.“ Hinsichtlich Inflation und Energiekosten müssten Bund und Länder einen Rettungsschirm aufspannen, forderte der heimische Parlamentarier.

Ärztlicher Direktor Dr. med. Frank Hostmann griff das Dauerthema „Pflegemangel“ auf und stellte fest: „Wir brauchen in der Pflege unbedingt Spezialisierung, auch um wirtschaftlich zu sein. Wir müssen Abteilungen anbieten, die regional erforderlich und wirtschaftlich sind, wobei eine Konzentration von Leistungen, beispielsweise Geburtshilfe mit angeschlossener Kinderklinik, ganz wichtig ist.“

Kommissarische Pflegedirektorin Marion Strüder sekundierte, auch unter Bezug auf einen geplanten Klinikneubau in Müschenbach bei Hachenburg: „Zunächst einmal stellt sich die Frage, mit welchem Personal ein neues Krankenhaus betrieben werden soll?“ Die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Anke Wengenroth teilte diese Sorge. Zudem kritisierte sie das geplante Instrument der Personalbemessung der Regierung als ein Instrument, welches den Mangel aufzeige, aber nicht dagegen steuere.

„Es gilt die Krankenhaus-Standorte in Altenkirchen, Hachenburg und Kirchen weiterzuentwickeln und zu stärken. Die Finanzierung des geplanten Klinik-Neubaus ist durch das Land nicht gesichert und für das DRK ein existenzielles Risiko. Zudem gibt der Bund über die Selbstverwaltung immer mehr Standards vor – zum Beispiel Geburtshilfe nur in Verbindung mit einer Kinderklinik – , die die bisherige stümperhafte Planung des Landes für Müschenbach obsolet macht“, bekräftigte abschließend Erwin Rüddel.


Im Bild: Im Gespräch über Krankenhausprobleme: Kaufmännischer Klinikdirektor Jürgen Ecker, Ärztlicher Direktor Dr. med. Frank Hostmann, Kommissarische Pflegedirektorin Marion Strüder, CDU-Gesundheitsexperte Erwin Rüddel und stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Anke Wengenroth.
(Foto: Reinhard Vanderfuhr / Büro Rüddel)