Erwin Rüddel MdB

Erwin Rüddel: „Der Wolfsbestand eskaliert!"

Bundestag debattiert Regulierung zumindest bei den Problemwölfen

Berlin / Region. – „Bund und Land müssen endlich ihre Blockadehaltung aufgeben und dem Vorschlag der EU-Kommission zustimmen, den Schutzstatus für Wölfe in der Berner Konvention herabzustufen", fordert auch der heimische CDU-Bundestagabgeordnete Erwin Rüddel. „Das wäre ein wichtiger Schritt in Richtung eines Bestandsmanagements. Stand heute ist noch kein einziger Wolf auf dieser Basis geschossen worden. Die CDU/CSU-Fraktion erwartet von der Bundesregierung ein klares Signal, dass sie sich hinter die Menschen im ländlichen Raum stellt. Nicht der Wolf ist vom Aussterben bedroht, sondern unsere Weidetierhaltung.“

Einmal mehr bietet die unverändert problematische Wolfssituation in Deutschland und insbesondere in den Kreisen Altenkirchen und Neuwied Anlass für MdB Erwin Rüddel, sich zum Thema zu äußern.

Es sind Angriffe wie der auf einen Esel in der Verbandsgemeinde Puderbach Ende April, die offensichtlich machen, wie sich der Flächenbrand „Wolf“ immer weiter ausdehnt – ohne dass von Bund oder Land Einhalt geboten wird.

Ohne Mühen überwinden die Raubtiere Schutzmaßnahmen und vergreifen sich an Tieren, die nicht zur natürlichen Beute gehören. So wird offensichtlich, dass kein Ort unter freiem Himmel sicher ist. Wundern tut es dann wohl niemanden, dass man Angst bekommt im heimischen Kreis. Nicht nur um Haus- und Nutztiere, sondern auch um die eigenen Jüngsten. Kindergärten in der Region streichen in Reaktion auf die unkontrollierte Situation ihre Ausflüge und Lerntage im Wald. Um ihrer Verantwortung Rechnung tragen zu können, bleiben die Erzieherinnen mit den Kleinen lieber in der Kita. „So wird von den Regierungen aus Berlin und Mainz Naturnähe vorgebetet, während diese de facto vor Ort zerstört wird", reagiert Erwin Rüddel erbost.

Ein Beispiel in der aktiven Regulierung könne man sich beispielsweise an den skandinavischen Ländern Norwegen und Schweden nehmen. Dort kommt aufgrund dünnerer Besiedlung und mehr Landesfläche auf jeden Bewohner die 70-fache Waldfläche wie in Deutschland. Trotzdem wird dort seit Jahren der Bestand in Kooperation zwischen beiden Ländern auf einem Erhaltungsniveau von 500 gehalten. Obgleich das deutsche Staatsgebiet kleiner ist als das Norwegens und Schwedens, gehen aktuelle Schätzungen von bis zu 3.000 Wölfen hierzulande aus. Dass hier eine Überpopulation besteht, wird schon klar, bevor man die Bevölkerungsdichte in Betracht zieht, welche mehr als zehnmal höher ist als im Norden. Friedliches Leben von Wölfen ohne Mensch- und Nutztierkontakt ist bei diesen Zahlen praktisch unmöglich.

„Die unausweichliche Schlussfolgerung aus diesen Zahlen hat selbst die EU-Kommission Ende vergangenen Jahres gezogen. Der Schutzstatus des Wolfes wurde gelockert, denn es handelt sich hier anstelle einer bedrohten Art schon lange um eine bedrohliche Art", stellt Bundestagsabgeordneter Erwin Rüddel fest.

Zäune und Herdenschutzhunde sollen laut Wolfsschutz-Organisationen, Bundes- und Landesbehörden Schutz bieten. Probleme werden aber tagtäglich in der Umsetzung offensichtlich. „Praktikabilität von Zäunen ist immer abhängig von geografischen Gegebenheiten, die auf dem Berliner Reißbrett hervorragend, gerade in unserer Region aber immer wieder unvorteilhaft sind.“ Noch dazu werden die Empfehlungen für entsprechende Zäune durch das Bundesamt für Naturschutz willkürlich erweitert, mit der Folge, dass Kostenbelastungen für Landwirte weiter explodieren. Auch das Anschaffen, Ausbilden und Halten von Hütehunden ist aufwendig in Zeit und Geld. Gerade für die vielen nebenerwerblichen Nutztierhalter ist dies nicht zu stemmen.


So lässt die Regierung die Tierhalter allein und drängt sie in die Aufgabe ihrer Arbeit. Dies geht wiederum unter dem Deckmantel des Umweltschutzes zulasten der Umwelt, denn die kleinen Herden sind oftmals essenzieller Bestandteil der Landschaftspflege und erhalten damit artenreiche Lebensräume wie Streuobstwiesen und Trockenrasen.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke hat die ganze Zeit die Meinung vertreten, dass ein aktives Bestandsmanagement aufgrund rechtlicher Vorgaben der Berner Konvention und des EU-Rechts nicht möglich sei. Nun hat die Bundesregierung die Möglichkeit, die rechtlichen Voraussetzungen zu schaffen, sitzt das Thema jedoch weiter aus. Anstatt den Weg für ein aktives Bestandsmanagement freizumachen, fokussiert sich die Bundesregierung erfolglos auf den Umgang mit sogenannten Problemwölfen, also Wölfen, die bereits Schaden angerichtet haben. Die geltenden Regelungen sind aber weiter bürokratisch und komplex. Seit der Aktualisierung des „Praxisleitfaden Wolf“ vom 1. Dezember 2023 wurde kein einziger Wolf auf Basis der Neuregelung entnommen.