Erwin Rüddel MdB

Apothekenreform schwächt die Landapotheke

Erwin Rüddel: „Gute Flächenversorgung muss uns etwas wert sein“

Berlin / Wahlkreis. - „Gut gemeint, schlecht gemacht, Gegenteil erreicht“, so das Fazit des heimischen CDU-Bundestagsabgeordneten und Gesundheitspolitikers Erwin Rüddel zu den Reformplänen des Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach, insbesondere ländliche Apotheken stärken zu wollen.

Die Apothekenlandschaft stehe vor großen Herausforderungen. Das gelte besonders für die Apotheken auf dem Land. Diese bräuchten eine solide finanzielle Basis, damit sie sich für die Zukunft fest und sicher aufstellen können, so der Gesundheitsexperte: „Diese Basis will der Gesundheitsminister den Apotheken aber nun nehmen, indem er ihnen den seit vielen Jahren notwendigen Inflationsausgleich nicht gönnt und lediglich eine kostenneutrale Umverteilung der Einnahmen zwischen Land- und Stadtapotheken vornehmen will.“
 
Apotheken finanzieren sich aus einem Festbetrag, den sie für jedes abgegebene verschreibungspflichtige Medikament erhalten. Dieser Betrag ist gleich, egal ob ein Medikament zehn Euro oder 10.000 Euro kostet. Die Apotheken müssen aber gerade die teuren Medikamente für die Krankenkassen über Wochen vorfinanzieren und erhalten dafür nur einen marginalen Ausgleich. Der Umsatz in einer Apotheke kann also sehr hoch sein, aber die Vergütung niedrig.
 
Zudem wolle Karl Lauterbach die „Apotheke ohne Apotheker“ einführen, die über Online-Zugänge organisiert werden soll. Technik könne sicherlich dabei helfen, eine bessere Patientenversorgung herzustellen. „Aber eine Apotheke ohne Apotheker ist wie eine Schule ohne Lehrer“, kritisiert Rüddel. Zur Versorgung mit Medikamenten gehöre auch eine kompetente und sichere Beratung der Patienten. Hier dürfe es keine Abstriche geben.
 
Bereits heute werden jährlich circa 250.000 Patienten in Kliniken eingewiesen, weil sie Medikamente falsch eingenommen haben oder starke Nebenwirkungen aufgetreten sind. Ohne Beratung würde sich diese Zahl deutlich erhöhen.
 
Auch könnten bei weiter sinkenden Einnahmen die Apotheken-Notdienste nicht mehr in dieser Form aufrechterhalten werden. Gerade das wäre ein weiterer Verlust für die gute medizinische Versorgung im ländlichen Raum. Die Sorge Rüddels ist, dass über Sparmaßnahmen als erstes die Apotheken im ländlichen Raum verschwinden werden. Diese Entwicklung lasse sich auch statistisch bereits heute feststellen.
 
Nach Einschätzung Rüddels müssten die Apotheken weitere Aufgaben im medizinischen Bereich als Ergänzung zur immer geringer werdenden Versorgung durch Hausärzte in der Fläche übernehmen. „Wir brauchen die Apotheke als sichere Versorgungseinheit für die Menschen im ländlichen Raum. Dafür brauchen wir natürlich die technische Unterstützung auch durch Roboter oder Telemedizin, aber wir brauchen auch die individuellen Kompetenzen der Apothekerschaft. Mit ‚Light-Apotheken‘ und reinen Umschichtungen bei der Vergütung wird die Versorgungslandschaft nicht gestärkt werden“, so der Gesundheitspolitiker.
 
Der von Minister Lauterbach vorgelegte Entwurf sei de facto eine Kampfansage an die Apothekerinnen und Apotheker vor Ort. Nicht nur, dass ihren Forderungen nach angemessener Finanzierung kein Gehör geschenkt wird, mit der geplanten Einführung der „Apotheke light“ würden Apotheken zu reinen Abgabestellen für Medikamente ohne die notwendige Fachberatung in Einzelfällen! Nötig wäre es stattdessen, vor allem die Apotheken vor Ort als tragende Säule unseres Gesundheitssystems zu erhalten und die qualitativ hochwertige Arzneimittelversorgung der Bevölkerung sicherzustellen, so Erwin Rüddel abschließend.