Erwin Rüddel: Digitalisierung und Vernetzung als Schlüssel für Notfallversorgung im Gesundheitssystem
Berlin / Region. – Der heimische CDU-Bundestagsabgeordnete und Gesundheitspolitiker Erwin Rüddel äußert Bedenken zur Umsetzung der Reform der Notfallversorgung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Einerseits sei eine Reform angesichts überfüllter und überlasteter Notaufnahmen dringend notwendig, andererseits habe der Bundesgesundheitsminister erneut einen Gesetzentwurf vorgelegt, der sich in der Praxis erst noch bewähren müsse – insbesondere auf dem Land.
„Minister Lauterbach will Digitalisierung, Telemedizin und Vernetzung als zentrale Ansätze seiner Reform ausbauen. Das ist auch begrüßenswert, da unser Gesundheitswesen hier Defizite hat. Es stellt sich aber schon die Frage, woher die notdienstliche Akutversorgung der Kassenärztlichen Vereinigungen die Ärzte für die telemedizinische Versorgung rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr, deutschlandweit hernehmen soll, wenn die Mediziner auch in ihren Praxen benötigt werden. Fachkräfte entstehen nicht von allein“, so Erwin Rüddel.
Grundsätzlich seien Digitalisierung und Telemedizin die Mittel der Wahl, um in Zeiten des Fachkräftemangels und des demografischen Wandels ein weiterhin gut funktionierendes Gesundheitswesen sicherzustellen. Es sei daher auch vollkommen richtig, diesen Versorgungszweig in das volldigitale Zeitalter zu führen. Ob sich aber die nun geplanten Integrierten Notfallzentren in Krankenhäusern wirklich digital und ohne Störungen mit der ambulanten Notfallversorgung und den notdienstversorgenden Apotheken vernetzen lassen, müsse sich erst noch in der Praxis zeigen. „Der Bundesgesundheitsminister erarbeitet gerade das Gesetz, das diese Interoperabilität für den Datenaustausch sicherstellen soll. Das muss die Ampel aber auch erst noch im Bundestag verabschieden – und der Wahlkampf naht“, so der heimische Abgeordnete.
Politisch sei man sich parteiübergreifend einig, dass es eine gezieltere Patientensteuerung in die Versorgungsebenen brauche. Es kämen schlicht zu viele Hilfesuchende in die Notaufnahme, die eigentlich keine Notfälle seien. Dies sei nicht die Schuld der Patienten, sondern liege oft daran, dass es einfach eine zu schlechte Notdienstversorgung auf dem Land gebe. Im Zweifel bliebe dann eben nur die Fahrt ins Krankenhaus. Nun sei geplant, dass die Akutleitstellen die Dringlichkeit der Behandlung beurteilen und die Patienten entsprechend weiterleiten sollen. „Durch den Ausbau der Rufnummer 116117 und die digitale Vernetzung mit den Rettungsleitstellen 112 bei systemübergreifender Nutzung der elektronischen Patientenakte kann ich mir eine deutlich bessere Steuerung der Patienten in der Not- und Akutversorgung vorstellen. Minister Lauterbach verspricht das auch. Angesichts der Herausforderungen der heutigen Zeit reicht es jedoch nicht aus, nur zu versprechen – man muss auch liefern.“
Wie Lauterbachs Notfallreform mit seiner Krankenhausreform insbesondere auf dem Land harmonieren werde, sei noch offen, meint der Gesundheitspolitiker. „Aus kleinen ländlichen Häusern sollen nach dem Willen der Ampel sektorenübergreifende Versorgungseinrichtungen ohne Notfallmedizin werden. Andererseits sind die Länder für Planung und Sicherstellung der Notfallversorgung zuständig. Bei der Krankenhausplanung hat die Mainzer Ampel aber noch nie geglänzt. Das Ergebnis müssen wir abwarten“, so Erwin Rüddel abschließend.