Berlin / Wahlkreis. – Der heimische CDU-Bundestagsabgeordnete Erwin Rüddel hat deutliche Kritik an der Deutschen Bahn AG geübt. Die DB blockiere den zukunftsweisenden Einsatz einer bereits vorhandenen Technik, mit der sich die schlimmsten Krachmacher unter den rund 180.000 in Deutschland verkehrenden Güterwaggons schon heute zuverlässig identifizieren und aussortieren ließen. „Damit verweigert sich der Staatskonzern dem technischen Fortschritt, und das geht zu Lasten der betroffenen Menschen und schadet ihrer Gesundheit“, fügte Rüddel hinzu.
Statt auf ein bereits erprobtes System des Zug-Monitorings zu setzen, mit dem achsgenau Schäden bei der Vorbeifahrt eines Zuges gemessen würden und genau festgestellt werden könne, welcher Radsatz beschädigt und wie groß der dadurch verursachte Lärm sei, spiele die Deutsche Bahn auf Zeit. „Sie hat den Sprung vom Mittelalter in die Neuzeit noch nicht geschafft", kritisierte der Abgeordnete mit Blick auf die Tatsache, dass die DB weiterhin nur routinemäßige Kontrollen vornehmen will – „im Prinzip nach Gehör und alter Väter Sitte, indem ein Arbeiter im Depot mit dem Hammer gegen die Räder schlägt“, so Rüddel.
Der heimische MdB ist einer der Gründer und Sprecher der fraktionsübergreifenden Parlamentsgruppe „Bahnlärm“, der inzwischen über 100 Bundestagsabgeordnete angehören. Die Rückfrage der Bahnlärm-Gruppe bei der DB, ob und wann diese auf die neue Technik umsteigen wolle – Rüddel: „Schon 15 Mess-Stationen würden genügen, um den Großteil der hierzulande eingesetzten Güterwagen zu kontrollieren“ – wurde aber vor wenigen Tagen von der Lärmschutzbeauftragten der DB negativ beschieden.
„Die DB blockiert eine zukunftsweisende Technik“
„Die Haltung der Bahn ist für mich umso unverständlicher, als nach meinem Kenntnisstand schon mit einer Anschubfinanzierung von unter zehn Millionen Euro fast eine komplette Erfassung des Wagenbestandes realisiert werden könnte“, bekräftigte Rüddel. Zudem könne man auf diesem Weg erfassen, wie weit die derzeit laufende Umrüstung in Deutschland verkehrender Güterwaggons auf die neuen „Flüsterbremsen“ gediehen sei. Und überdies könnten mit Hilfe der neuen Technik auch die Trassenpreise zielgenau erhoben und entsprechende lärmabhängige Zuschläge verhängt werden.
„Ich bin sehr enttäuscht, dass die DB sich dem offenbar verweigern will. Denn die alten Kontrollverfahren sind zu ungenau, dauern viel zu lange und führen dazu, dass zahllose Waggons Tausende von Kilometern fahren, bis ein Laufflächenschaden endlich repariert wird", so Rüddel.
Im Übrigen helfe es beim Kampf gegen den Bahnlärm nicht, den Durchschnittswert ganzer Züge zu ermitteln. „Schlimm für die Menschen an den Bahngleisen ist nicht der Durchschnitt, schlimm sind die Spitzenwerte. Und gerade deren zielgenaue Ermittlung liefert die neue Technik, der sich die DB verweigert", sagte Rüddel weiter.
Rüddel und seinen Kolleginnen und Kollegen der Bahnlärm-Gruppe im Bundestag schwebt deshalb ein Geschäftsmodell vor: Die Messdaten könnten an die Eigentümer der Waggons gegen Gebühr abgegeben werden – neben der DB-Logistiktochter Schenker sind das Privatfirmen sowie ausländische Bahnen –, und die könnten die Daten nutzen, um schadhafte Räder schnell auszutauschen. Das würde nach Rüddels Worten auch die Lebensdauer der Waggons verlängern. Der Verband der privaten Güterwagenhalter habe bereits die Bereitschaft signalisiert, für die Nutzung der Daten eine Gebühr zu entrichten.
„Wir werden an dieser Sache dranbleiben und keine Ruhe geben“, erklärte Rüddel abschließend. „Es muss so schnell wie möglich alles technisch Machbare unternommen werden, um den Bahnlärm entscheidend zu reduzieren. Und dazu ist ein modernes System des Zug-Monitorings und der exakten Lärm-Erfassung unabdingbar.“