Erwin Rüddel MdB

Vermarktung regionaler Landwirtschaft stärken

Erwin Rüddel: „Belastungsmoratorium statt grüner Experimente!“

Region. - „Auch im Bereich der Landwirtschaftspolitik ist die Welt nach dem russischen Angriff auf die Ukraine eine andere. Es geht um nicht weniger als die sichere Versorgung mit Lebensmitteln. Dafür braucht es jetzt keine grünen Experimente, sondern ein Belastungsmoratorium – und zwar für Landwirte und Verbraucher gleichermaßen“, erklärte unter Zustimmung der heimische CDU-Bundestagsabgeordnete Erwin Rüddel stellvertretend für die entsprechenden Betriebe im Wahlkreis auf dem Direktvermarktungshof der Familie Schäfer in Neustockschlade bei Katzwinkel.

Hier hatte sich der Parlamentarier eingefunden, um vor Ort zusammen mit Vertretern des Bauernverbandes die aktuelle Lage, insbesondere mit Blick auf eine bessere Vermarktung hochwertiger Lebensmittel, zu erörtern. „Es bedarf, auch dies wird durch die derzeitige Kriegssituation umso deutlicher, einer besseren Vermarktung der Lebensmittel aus Deutschland im In- und Ausland. Das stärkt die Wettbewerbsfähigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe und führt zu mehr Nachhaltigkeit, unter anderem durch kurze Transportwege. Gleichzeitig müssen die Verbraucherinnen und Verbraucher über die Leistungen einer modernen Landwirtschaft sachlich und neutral informiert werden“, hieß es.

„Der Krieg Russlands gegen die Ukraine führt vor Augen, wie wichtig eine leistungsfähige und produktive Landwirtschaft in Deutschland ist. Im Handel mit Getreiden und Ölsaaten sind erhebliche Erschütterungen zu erwarten, denn die Ukraine und Russland haben am weltweiten Handelsvolumen von Weizen einen 30prozentigen Anteil, bei Gerste sind es 32 Prozent und bei Mais 17 Prozent. Bei Sonnenblumenöl, -saaten und -schrot beträgt der Anteil sogar 50 Prozent. Die bereits entstandenen und noch entstehenden Handelsbeeinträchtigungen werden Deutschland, Europa und die ganze Welt zu spüren bekommen“, mahnte Markus Mille, Bezirksgeschäftsführer des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau e.V. mit Sitz in Hachenburg, an.

Vor diesem Hintergrund sei der Krieg auch ein „reality check“ für die europäische Agrarpolitik, deren Regeln zuletzt stark einseitig in Richtung einer Produktionseinschränkung und unternehmerischen Schwächung der Landwirtschaftsbetriebe ausgerichtet seien. „Der Krieg zeigt jedoch, dass auch der Einfluss dieser Rahmenbedingungen auf die Ernährungssicherheit und -souveränität geprüft werden muss. Und das muss kurzfristig geschehen, weil die Anbauentscheidungen der Landwirte jetzt und in den kommenden Monaten getroffen werden. Vielfach erscheint ein besserer Kompromiss zwischen den Umweltzielen und der Versorgungssouveränität möglich, als diese zuletzt beschlossen wurden“, sagte Kreisbauernvorsitzender Josef Schwan.

Die geplante verpflichtende Stilllegung von vier Prozent der Ackerfläche, der vom Marktgeschehen unabhängige 30prozentige Pflichtanteil an Bioflächen gehöre auf den Prüfstand. „Aufgrund der stark gestiegenen Energiepreise brauchen die Landwirte zudem Unterstützung, trotz der gestiegenen Betriebsmittelpreise Lebensmittel erzeugen zu können. Ein wichtiger Schritt könnte die Steuerbefreiung von Agrardiesel sein. Denn gerade in der jetzigen Situation darf eine sichere Lebensmittelerzeugung nicht an der fehlenden Liquidität in den Betrieben scheitern“, äußerten unisono Markus Mille und Josef Schwan.

Erwin Rüddel wies auf einen Antrag der CDU/CSU-Bundestagsfraktion hin, mit dem die Bundesregierung aufgefordert wird, die politischen und rechtlichen Voraussetzungen für die Errichtung einer nationalen Agrar-Marketingagentur zu schaffen. „Das ist rechtlich möglich und wichtiger Bestandteil einer erfolgreichen Agrar- und Ernährungspolitik für die gesamte Landwirtschaft, die die Wertschätzung der heimischen Landwirtschaft erhöht. Die Ampel darf dabei nicht zwischen regionaler Bio-Landwirtschaft und regionaler konventioneller Landwirtschaft unterscheiden, sondern muss regionale Wertschöpfungsketten als Ganzes betrachten“, so der Bundestagsabgeordnete.

Explizit hingewiesen wurde darauf, dass die hiesige Landwirtschaft über eine vielfältige Struktur an hervorragenden Direktvermarktern verfügt, die ihre im Westerwald erzeugten Produkte veredeln und verkaufen. „Bei diesen Produkten kann man ‚Heimat schmecken‘, und darüber hinaus haben viele Verbraucherinnen und Verbraucher das entspannte und erlebnisreiche Einkaufen in den Hofläden zu schätzen gelernt“, erfuhr Erwin Rüddel.

Ein gutes Beispiel sei der landwirtschaftliche Betrieb von Michael Schäfer mit der von dessen Ehefrau Melanie geleiteten Direktvermarktung. Der Landwirtschaftsbetrieb setzt auf über 80 Rinder, Mutterkuhhaltung sowie Schweinemast, und – mit Blick auf die über 40-jährige Direktvermarktung besonders erwähnenswert - , eigener Schlachtung. Dabei lobte Michael Schäfer explizit die gute, effiziente Zusammenarbeit mit dem Veterinäramt und der Lebensmittelabteilung der Kreisverwaltung Altenkirchen.

Seit Corona hätte die Direktvermarktung zwar zugenommen, was aber nicht automatisch zur Folge habe, dass mehr verdient werde. „Unsere Betriebskosten sind, auch mitbedingt durch den Krieg, drastisch gestiegen, und wir befürchten, dass mit zunehmender Inflation die Direktvermarktung eher gemieden wird, weil die Lebenshaltungskosten auch steigen“, informierte der Landwirt.

Umso wichtiger sei es, hier waren sich alle Beteiligten einig, dass sich die Ampel von ihrer teilweise irrationalen Skepsis gegenüber deutschen Agrarexporten verabschiedet und sich stattdessen hinter Lebensmittel „Made in Germany“ stellt. Landwirte seien in erster Linie Unternehmer. Rund ein Drittel der Gesamtproduktion der deutschen Landwirtschaft wird exportiert. Der Agrarhandel, auch mit regionalen Agrarprodukten, sei ein wichtiges Instrument, um die Wertschöpfung imsbesondere der deutschen regionalen Land- und Ernährungswirtschaft zu steigern.

So haben zur Vermarktung der regional erzeugten Produkte die Westerwälder Bauernverbände zusammen mit der Gemeinschaftsinitiative „Wir Westerwälder“ ein neues starkes Angebot entwickelt: Die „Westerwald-Box“ mit ihrem aufwändigen und frischen Design dient den Direktvermarktern aus dem Westerwald als attraktiver Waren- und Präsentkorb für ihre Produkte. „Mit dem gemeinsamen Auftreten unter der Marke ‚Made im Westerwald‘ werden das Image und die Sichtbarkeit unserer Region und der teilnehmenden Betriebe gestärkt“, konstatierte Markus Mille.

„Der Agrarhandel, auch und besonders mit regionalen Agrarprodukten, ist ein wichtiges Instrument, um die Wertschöpfung der deutschen Land- und Ernährungswirtschaft zu steigern, Die Bundesregierung muss daher weiterhin für die deutsche Agrarwirtschaft Türen öffnen sowie Marktzugänge auf- und ausbauen“, bekräftigte Erwin Rüddel.


Im Bild: Die Situation und Vermarktung regionaler Landwirtschaft erörterten auf Hof Neustockschlade (v.li.) Melanie Schäfer, MdB Erwin Rüddel, Josef Schwan, Michael und Alexander Schäfer sowie Markus Mille
(Foto: Reinhard Vanderfuhr / Büro Rüddel)