EU-Pflanzenschutzpläne bedrohen Landwirtschaft
Berlin / Region. - „Die Hauptaufgabe der Landwirtschaft, auch in der Region meines Wahlkreises, ist die Nahrungsmittelproduktion – die Grundvoraussetzung für Nahrungsmittelsicherheit. Dies zeigt sich einmal mehr in der andauernden Krisensituation. Der Vorschlag der Europäischen Kommission für eine Richtlinie zum nachhaltigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln kann da durchaus auch kritisch gesehen werden“, erklärte der selbst auf einem Bauernhof aufgewachsene heimische CDU-Bundestagsabgeordnete Erwin Rüddel bei einer Zusammenkunft mit Josef Schwan, dem Vorsitzenden des Kreisbauernverbandes Altenkirchen, und Landwirtschaftsmeister Gerd Hoffmann aus Gebhardshain.
Laut Schwan sind wie von der EU angedacht pauschale Reduktionsziele von 50 Prozent für Menge und Risiko betreffend Pflanzenschutzmittel ohne konkreten Anlass fachlich nicht vertretbar, „zumal sich kein quantifizierter kausaler Zusammenhang zwischen dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und einer Verschlechterung des Umweltzustandes herstellen lässt“. Zudem berge die problematische Zulassungspolitik für Pflanzenschutzmittel ebenfalls große Risiken für die Erreichbarkeit der Ziele.
Der Kreisbauernvorsitzende erinnerte ebenfalls daran, dass bei Einführung der FFH-Flächen Landwirte die Zusage erhalten hätten, „dass die gute fachliche Praxis der Landwirtschaft auch weiterhin möglich bleibe“, wozu gleichfalls der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zähle. Hingegen habe der nun von der EU vorgelegte Entwurf, mit Totalverboten in Schutzgebieten, für Landwirte vernichtende Auswirkungen.
Die Gesetzespakete sähen Restrisiken in empfindlichen Gebieten und damit in allen naturschutzfachlich relevanten Schutzgebieten vor. „Betroffen sind so über ein Drittel der gesamten landwirtschaftlichen Flächen, wobei die Vorschläge nicht nur die Existenz zahlreicher Landwirtschaftsbetriebe in Schutzgebieten gefährden und zu ganz gravierenden Ertragsausfällen führen. Damit werden auch gemachte Fortschritte und praxistaugliche Vereinbarungen zwischen Landwirtschaft und Naturschutz ignoriert. Zudem werden Zusagen der Politik, wie sie bei der Ausweisung der Natura 2000-Gebiete erfolgt sind, mit dem Ziel die landwirtschaftliche Bewirtschaftung nicht einzuschränken, gebrochen“, argumentierte Schwan.
Gleichzeitig betonte der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes, dass die Landwirte generell ihre Tätigkeit am und im Einklang mit der Natur ausrichten: „Unser Ziel lautet: Wir arbeiten und leben mit dem Boden!“ – Dies bestätigte Landwirtschaftsmeister Gerd Hoffmann: „In meinem Betrieb setzen wir konsequent auf Regenerative Landwirtschaft.“ Dabei handelt es sich um Wiederherstellung des lebend verbauten Kohlenstoffes im Boden durch Humusaufbau aus atmosphärischem Klimagas, dem sogenannten „Humus farming“.
„Das Humus farming dient der Förderung humusbildender Prozesse und der Bodenbiologie. Konkret bedeutet es die Wiederherstellung der mikrobiellen Prozesse im Boden durch die Förderung der Interaktion zwischen Pflanzen und Bodenleben und damit auch der hohen Nährstoffgehalte in pflanzlichen Produkten. Die Regenerative Landwirtschaft basiert auf Methoden und Verfahren, welche die Naturgesetze unterstützen, durch einen fortschreitenden Prozess, der betriebsindividuell angepasst werden muss, was sich in unterschiedlichsten Klimaten in der landwirtschaftlichen Praxis bestens bewährt hat“, so Hoffmann, der mit der Regenerativen Landwirtschaft bislang eine Vorreiterrolle einnimmt, gleichzeitig aber hofft und anregt, dass diese Art immer mehr Zuspruch in der Landwirtschaft findet.
„Wir stehen für einen verantwortungsvollen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, wobei insbesondere die Erzeugung gesunder Pflanzen für Nahrungsmittel, Energie und Rohstoffe im Vordergrund steht. Demgegenüber schießt die EU-Kommission mit ihren aktuell vorliegenden Entwürfen nicht nur über das Ziel hinaus, nein, sie verhindert sogar, dass die Landwirtschaft ihrem Ziel, gesunde Lebensmittel, erneuerbare Energien und nachwachsende Rohstoffe zu erzeugen, gerecht werden könnte. Reduktionsziele von staatlich zugelassenen Pflanzenschutzmitteln sind bei den aktuellen gesellschaftspolitischen, sozioökonomischen und politischen Herausforderungen unverantwortlich und zwingen unzählige Landwirtschaftsbetriebe ihre Arbeit einzustellen“, konstatierte Josef Schwan.
„Die Bundesregierung muss zu den Pflanzenschutzplänen der EU-Kommission endlich klare Worte finden. Diese Pläne schießen vollkommen übers Ziel hinaus. Hier ist Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir gefordert, die Interessen der deutschen Landwirtschaft zu fördern. Angesichts der verschärften globalen Ernährungssituation und massiv steigender Preise gehört das Kommissionsvorhaben komplett auf den Prüfstand. Anzumerken bleibt da, dass die regionale Vermarktung der Produkte einen immer breiteren Raum einnimmt, was eine Chance für die Landwirtschaft ist. Bei diesem Austausch am Feld über Möglichkeiten wurden jedoch ebenso eine übertriebe Bürokratie sowie die Gängelung bei der landwirtschaftlichen Produktion guter Lebensmittel erörtert“, bekräftigte Erwin Rüddel.
Im Bild: Die Pflanzenschutzpläne der EU-Kommission gehören auf den Prüfstand, befanden Kreisbauernvorsitzender Josef Schwan, CDU-Bundestagsabgeordneter Erwin Rüddel und Landwirtschaftsmeister Gerd Hoffmann
(Foto: Reinhard Vanderfuhr / Büro Rüddel)