„Runder Tisch“ für Kliniken im Westerwald gefordert
Region. - Das Herz-Jesu-Krankenhaus Dernbach war das Ziel eines Informationsaustausches von CDU-Politikern mit Klinik-Geschäftsführer Manfred Sunderhaus zur Situation und Zukunft der Kliniken im Westerwald. Auf gemeinsame Initiative des heimischen CDU-Gesundheitsexperten und Bundestagsabgeordneten Erwin Rüddel und der Westerwälder CDU-Landtagsabgeordneten Jenny Groß nahmen der Koblenzer CDU-Bundestagskollege Josef Oster sowie die Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Wirges, Alexandra Marzi, an dem Gespräch teil.
Krankenhaus-Geschäftsführer Sunderhaus gab einen detaillierten Überblick zur Situation der vor vier Jahren von der Insolvenz bedrohten Klinik, einem Haus der Katharina Kasper ViaSalus GmbH, deren Träger die „Dernbacher Gruppe Katharina Kasper“ und deren oberste Instanz die Alexianer GmbH in Münster ist. Zur „Dernbacher Gruppe Katharina Kasper“ zählen insgesamt vier somatische Kliniken und weitere Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens in den Bundesländern Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Hessen. Insgesamt umfasst die DGKK mit Sitz in Dernbach 6.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Sorgen“, so Sunderhaus, „bereitet die perspektivische Zukunft der Krankenhäuser unter besonderer Betrachtung der regionalen Situation.“
Dabei geht es den christdemokratischen Politikern auch, „nicht zuletzt mit Blick auf den von der Landesregierung geplanten und allen wirtschaftlichen Aspekten widersprechenden Klinikneubau in Müschenbach“, im Kreis Neuwied um die Krankenhäuser in Asbach, Dierdorf, Linz und Neuwied.
Bei dem Informationsaustausch wurde einmal mehr deutlich, dass Deutschland vor einer tiefgreifenden Krankenhausreform steht, die für die sichere und qualitätsorientierte Gesundheitsversorgung auch sehr wichtig ist. „Da gerade das Land Rheinland-Pfalz seit Jahrzehnten keine aktive Krankenhausplanung auf den Weg gebracht hat und zusätzlich den Krankenhäusern weniger als die Hälfte an finanziellen Mitteln zur Verfügung stellt, die den Krankenhäusern rechtlich zustehen, befinden sich viele Einrichtungen in einer prekären Finanzsituation“, stellte der CDU-Gesundheitsexperte heraus.
Hinzu komme, dass Pflegekräfte und Ärzte fehlen. Deshalb könne nichts so bleiben, wie es ist, aber es dürfe auch nicht so kommen, wie Bundesgesundheitsminister Lauterbach es will. „Denn dann würde es im gesamten Westerwald kein Krankenhaus mehr in der Regel- bzw. Normalversorgung (Level-II) geben. Auch dürfte kein Krankenhaus vom Rhein bis zur Sieg mehr Geburtshilfe anbieten. Dass es soweit nicht kommt, brauchen wir einen „Runden Tisch“ der Krankenhäuser in der Region Westerwald, damit eine Konzentration der Aufgaben abgestimmt werden kann“, betonte Erwin Rüddel.
In diesem Prozess dürfe es keine Verlierer geben und deshalb müsse diese Abstimmung vom Land intensiv begleitet und gesteuert werden. Zudem müsse das Land den betroffenen Krankenhäusern die finanziellen Mittel bereitstellen, damit diese Umgestaltung auch umgesetzt werden könne.
Zu einer Krankenhaus-Reform gehöre auch eine Reform der ambulanten Versorgung. „Manche Krankenhäuser sollten zu medizinischen Versorgungszentren weiterentwickelt werden. Hier ist es wichtig, auch durch das Land einen konstruktiven Austausch zwischen den Krankenhäusern und den Kassenärztlichen Vereinigungen zu steuern“, erklärte der CDU-Gesundheitspolitiker.
20 Prozent der heute stationär aufgenommenen Patientinnen und Patienten könnten auch vor Ort im Krankenhaus ambulant versorgt werden. Dies wäre auch im Sinne vieler Betroffenen und zudem für das Gesundheitssystem kostengünstiger. Zudem finde eine deutliche Überalterung der niedergelassenen Ärzteschaft statt. Besonders merke man das in ländlichen Regionen, wo es zudem immer schwieriger werde, Nachwuchs für die Praxen zu gewinnen: „Derzeit gibt es in Deutschland ca. 165.000 niedergelassene Ärztinnen und Ärzte. Von denen sind ca. 60.000 älter als 60 Jahre und nur rund 25.000 jünger als 50 Jahre.“
Da in Zukunft stärker nach definierten Leistungsgruppen und nicht nach Fachabteilungen eine Versorgungseinheit organisiert werden soll, würden diese zu zentralen Bausteinen der Krankenhausreform. „Sie sollen künftig die bislang geltende Fachabteilungsstruktur ersetzen und eine zielgenauere Krankenhausplanung ermöglichen. Enger gefasste Leistungsbeschreibungen sollen sicherstellen, dass Patienten und Patientinnen nur dort behandelt werden, wo auch die technischen, personellen und qualitativen Voraussetzungen erfüllt sind. Die bundeseinheitlich definierten Leistungsgruppen gelten als Vorbedingung, um die Krankenhäuser der jeweiligen Versorgungsstufe zuzuordnen“, informierte Rüddel mit dem dringenden Appell, dass eine patientengefährdende Gesundheitsversorgung unbedingt vermieden werden muss.
Klar definierte bundeseinheitliche Leistungsgruppen führten dazu, dass Behandlungen stärker konzentriert werden und eine patientengefährdende Versorgung ausgeschlossen wird. Dies bedeutet, dass zukünftig nicht mehr jede Krankheit oder Operation in jedem Krankenhaus durchgeführt wird. Krebs-Patientinnen und –Patienten sollten nur noch in Krebszentren behandelt werden. Ein Herzinfarkt oder eine Schlaganfall-Erkrankung sollte nur noch dort behandelt werden, wo es die passende personelle und technische Ausstattung gibt.
„Dieser grundsätzlich positive Ansatz mit Schwerpunktbildungen muss unter den Krankenhäusern der Region abgestimmt werden. Hier muss das Land aktiv steuern und die finanziellen Rahmenbedingungen schaffen, dass sich die bestehenden Krankenhäuser im Westerwald gut weiterentwickeln können. Das Land sollte sich um einen ‚Runden Tisch‘ aller Krankenhäuser im Westerwald kümmern, statt nicht realisierbare Utopien über eine neue Westerwaldklinik in die Welt zu setzen", bekräftigte Erwin Rüddel.
Im Bild: Um Perspektiven der Krankenhäuser im Westerwald ging es in Dernbach bei einem Informationsaustausch zwischen Josef Oster, Manfred Sunderhaus, Erwin Rüddel, Alexandra Marzi und Jenny Groß
Foto: Reinhard Vanderfuhr / Büro Rüddel